Jahresrückblick

Der Sprung nach 2022 ist schon mal geschafft. Nur: Wird das neue Jahr besser als sein Vorgänger? Und was bleibt von 2021? (Foto: Getty Images)
Der Sprung nach 2022 ist schon mal geschafft. Nur: Wird das neue Jahr besser als sein Vorgänger? Und was bleibt von 2021? (Foto: Getty Images)

Was bleibt. was kommt.

Dieter Die Italiener haben ein nettes Sprichwort für alle Feiertagsermüdeten: „Epifania porta le feste via“ (Am Dreikönigstag ist Schluss mit Feiern) sagt man jenseits der Alpen. Und das gilt auch für Enzo und mich: Schluss mit Lustig – Ab heute wird wieder gebloggt. Enzo und ich haben uns vorgenommen, den Blog jede Woche zu aktualisieren. In 2021 ist uns das nicht wirklich gelungen. 40 Blockfolgen haben wir produziert. Sie waren immer ernstzunehmen, wenn auch nicht immer ernst gemeint. Aber wir haben uns einen kleinen, aber exklusiven Leserkreis erobert. Und den wollen wir weiter ausbauen – allerdings nicht um jeden Preis: Gebloggt wird nur, wenn wir etwas zu sagen bzw. zu bellen haben.

Enzo Das würde Dir so passen, wuff! Kann ja sein, dass Du als Rentnerherrchen dringend eine Beschäftigung brauchst. Aber wenn das so ist, dann geh' halt mit mir Gassi, wirf Balli oder füttere mich öfter! Ich belle hier nur, wenn ich Lust habe, wuff!

 

Januar

Dieter Das neue Jahr fing ja richtig gut an: mit Lockdown. Auch so ein Wort, das wir früher nicht kannten, das aber mittlerweile zum alltäglichen Sprachgebrauch gehört. Corona hat uns ja nicht nur neue Empfindungen beschert, sondern auch eine ganze Reihe neuer Wörter und Formulierungen. „Click & Collect" ist eines davon. Wobei sich die Idee, Waren im Internet zu bestellen und dann in einem Geschäft abzuholen, dann doch nicht so recht durchgesetzt hat. Aus Gründen, wie wir in einem Beitrag im Januar schildern durften. 

Enzo Das ist nun gar nicht mein Problem. Ich bekomme, was ich brauche, immer frei Haus geliefert, wuff. 

 

Februar

Dieter Die Pandemie hat uns gezeigt, welch ein Klotz am Bein die Vorschriftenwut in unserem Staat mittlerweile sein kann. Als Beispiel für eine Blogfolge im Februar diente die Corona-Warn-App, die angeblich dabei helfen sollte, durch wirkungsvolle Kontaktverfolgung die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Tatsächlich wurde sie dermaßen DSGVO-kastriert, dass sie diesen Zweck nie richtig erfüllen konnte und folgerichtig ein Schattendasein fristete und fristet. Während das Virus weiter fröhliche Urständ' feiert.

Enzo Das mit dem Lockdown war für mich gar nicht so schlimm. Denn ich  hatte immer mein Rudel um mich: Frauchen arbeitete daheim im Körbchenoffice, und Herrchen ging immer mit mir Gassi. Denn ICH durfte ja immer raus, wuff! Kurzzeitig hatte ich nur mal Angst, Herrchen würde mich als Anti-Lock-Dog als Spaziergangbegleiter vermieten. Aber auf die Idee ist er ja wuffseidank nicht gekommen.

 

März

Dieter „Wenn es sonst noch eine Erkenntnis aus einem Jahr Corona gibt, dann diese: Die Seuche wird uns noch lange beschäftigen." Das schrieb ich – seltsam weitsichtig – in einem Artikel im März, als sich das Auftreten des Coronavirus zum ersten Mal jährte. Tatsächlich wird die Pandemie uns wohl auch noch 2022 ganzjährig beschäftigen. Was zuvörderst daran liegt, dass die Bemühungen um einen möglichst hohen Durchimpfungsgrad der Bevölkerung teilweise ins Leere liefen – frei nach einem Satz von Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Mittlerweile ist Einsteins Vermutung weiter bestätigt worden: Keine Woche vergeht, in der nicht eine Demonstration von „Leerdenkern“ gegen die Coronamaßnahmen stattfindet. Die bizarren Aufmärsche, als Spaziergänge getarnt und staatlicherseits seltsam lasch geduldet, werden uns wohl auch weiterhin begleiten. Sicherlich waren einige Regelungen, die im Rahmen der Pandemie getroffen wurden, mangelhaft oder auch unsinnig. Aber dass der bunt zusammengewürfelte Haufen aus esoterisch Angehauchten, mental Insuffizienten oder rechtsextrem Verblendeten immer weiter anwachsen würde, lässt mich schaudern.

Enzo Also ich hatte im März wenig zu bellen. Aber wenn ich so in unserem Blog zurückschaue, dann hat Herrchen in diesem Monat stark dafür geworben, sich impfen zu lassen.Kann ich verstehen, wuff! Ich gehe ja auch immer rechtzeitig zu Renata in die Praxis und lasse mich pieksen, damit ich gesund bleibe.

 

April

Enzo Drei Monate lang hatte ich jetzt in unserem Rückblick immer das letzte Wort. So, wie es sich gehört, wuff! Aber im April habe ich mal darüber gebellt, dass die Gassisaison jetzt wieder richtig beginnt – mit längeren Spaziergängen mit meinen Freunden Lotta und Edgar, und nicht nur mit schnellen Ausflügen bis zum ersten Häufchen. Herrchen ist zwar auch gern mit der Bully-Gang unterwegs. Aber ihn beschäftigten ganz andere Probleme.

Dieter Eine der – vielleicht positiven – Folgen der Pandemie ist, dass wir alle gelernt haben, uns in diesem „Neuland“, dem Internet etwas besser zurechtzufinden: mit Homeoffice, Konferenzsoftware, Remoteanwendungen. Gleichzeitig haben wir schmerzlich erleben müssen, wie rückständig unser Land in diesem Bereich nach wie vor ist: Quälend langsame Datenverbindungen, dysfunktionale Programme, überforderte User... Wenigstens der 5-G-Ausbau beim Mobilfunk ist etwas vorangekommen. Wenn auch mit den üblichen Begleiterscheinungen: dem lauten Aufschrei fortschrittsfeindlicher „Mobilfunkgegner“.

 

Mai

Dieter Das Thema Verkehrspolitik zog sich durch das komplette Jahr, aber im Mai wurde es virulent. Damals wurden Pläne der neuen Rathausführung bekannt, die Stadt quasi flächendeckend zur Tempo-30-Zone zu machen. In einem Mai-Blogbeitrag habe ich das mit der Bezeichnung „autofeindlich“ kritisiert. Denn schon längst geht es den grün-schwarzen Verantwortlichen im Rathaus nicht mehr darum, Benachteiligungen etwa von Fußgängern und Radfahrern abzubauen, was man ja noch gutheißen könnte. Es geht darum, die eigene Klientel (Grüne) zufriedenzustellen bzw. die eigene Machtposition, die nur mit grüner Hilfe zu erreichen war (CSU), zu halten. In Augsburg hat parallel dazu ein Ladensterben in der Innenstadt in einer Massivität eingesetzt, die nicht mehr nur durch Corona begründet werden kann. Es wird öde werden in Augsburg-City. Denn in einer immer älter werdenden Gesellschaft können nicht alle auf die angeblich so tollen Alternativen wie Nahverkehr oder Lastenfahrrad („Das Arschgeweih des Alnatura-Adels", wie die NZZ titelte) ausweichen. Sie weichen schon aus, aber dann halt in die Nachbarstädte oder zu Amazon & Co.

Enzo Also ich bin schon dafür, dass Herrchen weiter Auto fahren darf. Natürlich nur, wenn er mich mitnimmt. Wie soll ich auch sonst nach La Morra kommen. Und wie sollte das mit Tempo 30 gehen? So ein Schmarren, wuff!

 

Juni

Dieter Wenn mich ein Ereignis des Jahres 2021 nachhaltig erschüttert hat, so war dies der Tod des früheren Augsburger Oberbürgermeisters Hans Breuer (SPD). Noch in der Nacht, nachdem ich die traurige Nachricht bekommen hatte, setzte ich mich an den PC, suchte alte Fotos heraus und schrieb einen – sehr persönlichen – Nachruf auf den Kommunalpolitiker, mit dem ich in den ersten Jahren meiner Berufslaufbahn als Redakteur fast täglich zu tun hatte und dessen Bodenhaftung und Weitsicht – die man den Kommunalpolitikern, die aktuell in Verantwortung stehen, auch wünschen würde – auch aus heutiger Sicht noch bewunderungswürdig ist. Der Zufall wollte es, dass die AZ, der an diesem Tag die Autoren ausgingen, den Blogbeitrag (natürlich etwas abgeändert) übernahm.

Enzo Von Herrchen weiß ich, dass der Herr Breuer auch einen Hund hatte. Sehr sympathisch, wuff! Seine Dackeldame Maja hätte ich gerne kennengelernt und auf meine Gassirunde mitgenommen.

 

Juli

Dieter Das Buch schlug ein wie eine Bombe – weswegen ihm im August gleich zwei Beiträge in unserem Blog gewidmet waren: Auferstanden aus Ruinen und Das neue Schimpfwort lauteten die Überschriften über die Rezension von Sahra Wagenknechts Buch „Die Selbstgerechten“. Die Linken-Politikerin rechnet darin mit den von ihr so genannten „Lifestyle-Linken“ ab – und bekam postwendend Ärger mit ihrer Partei. Dass sich Wagenknecht später im Jahr als Corona-Impfskeptikerin positionierte, steht auf einem anderen Blatt...

Enzo Ich belle ja meistens im meinem Blog, aber Herrchen knurrt öfter mal. Vor allem, wenn er morgens seine Lieblingszeitung liest. Das gefällt mir immer besonders gut, dann knurrt er wenigstens mich nicht an. Und deswegen habe ich auch das hier gerne gelesen, wuff!

 

August

Dieter Früher, als ich noch täglich in meinem Redaktionsbüro saß und die Zeitung planen musste, war der August mein Horrormonat: Nix los, leere Zeitungsseiten, und die Kollegen, die sie hätten füllen können/müssen, in Urlaub. Mit einem Wort: Sommerloch. Davon konnte in 2021 nicht die Rede sein – im Gegenteil. In der August-Blogfolge „Dauerplärrer im Radlerparadies" ging es um Themen wie den (mittlerweile umgezogenen) Klimacamp-Schandfleck neben dem Rathaus, das Karussell auf dem Rathausplatz („Spießbürgers Wunderland"), das Dauerthema Verkehr und die Verödung der Innenstadt.

Enzo Der August ist einfach nix für einen kleinen Frenchie, wuff! Meistens viel zu heiß für ausgiebige Gassirunden. Und nix los, um im Blog zu bellen. Also egal, was Herrchen bloggt: Bei mir war Sommerloch, wuff!

 

September

Enzo Endlich darf ich wieder mal als Erster ran, wuff! September war nämlich mein Lieblingsmonat in diesem Jahr. Weil ich wieder nach La Morra durfte und dort meine Freundin Irene besuchen konnte. Und dabei habe ich auch geholfen, ein kleines, ausgesetztes Kätzchen zu retten. Ich habe es entdeckt, und Irene hat dann einen ganzen Tag telefoniert, damit es ein neues Zuhause kriegt. Bin ich nicht ein toller Hund, wuff?

Dieter Im Gegensatz  zu Enzo herrschte bei meinen Blogbeiträgen das Sommerloch. Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Politik keinen Anlass gab, zur kommentierenden oder auch nur glossierenden Feder zu greifen. Auch wenn sich langsam, aber sicher die Anzeichen verdichteten, dass der Unmut über die Augsburger Stadtpolitik stetig wächst. So wie es zuvor im Bereich der Bundespolitik zu verzeichnen war – was letztlich zum Regierungswechsel in Berlin führte.

 

Oktober

Dieter Weil angeblich Personal abgestellt werden musste, um die Corona-Infektionswege zu verfolgen, schloss die Stadt Augsburg im September die Stadtteilbüchereien in den bevölkerungsreichen Stadtteilen Lechhausen und Göggingen. Dabei hatte die grüne Bildungsbürgermeisterin Martina Wild nur knapp ein Prozent ihres Personals coronabedingt zur Verfügung stellen müssen, das ebenfalls nicht ganz unwichtige Wirtschaftsreferat hingegen fast zehn Prozent. Als die AZ über die Proteste gegen die Schließungen berichtete und dazu auch die Büchereileiterin befragen wollte, verpasste Wild ihrer Bediensteten kurzerhand einen Maulkorb. Diese Behinderung von Pressearbeit wurde hier im Blog scharf kritisiert.

Enzo Ja, im Oktober hat Herrchen öfter mal richtig geknurrt. Zum Beispiel, als es um diesen Klimakrampf ging, oder wie der Müllhaufen neben dem Rathaus heißt. Ich selber habe es ruhig angehen lassen. Ich gebe es ja gerne zu: Müll fasziniert mich schon ein bisschen, wuff!

 

November

Enzo Na, denen habe ich es aber richtig gegeben, wuff! Da war doch tatsächlich in Herrchens Lieblingszeitung ein Beitrag abgedruckt, in dem es um vegane Ernährung für Hunde ging. Vegan! Für uns! Kann ja wohl nicht sein! Da musste ich ja mal knurren, auch wenn ich das im Blog sonst nicht so oft mache wie Herrchen. Aber, wie es so schön heißt, man muss als Hund den Anfängen wehren, wuff!

Dieter Klar hat Enzo seine publizistischen Prioritäten. Und da steht Fressen ganz weit vorne. Ich habe andere. Bei mir geht es um Verlässlichkeit, Wahrheit und Klarheit in der Politik. Und da hat Augsburgs Stadtspitze ein Bubenstück – oder sollte man in diesem Fall gendergerecht eher „Mädchentheater“ schreiben – aufgeführt, das mich empörte: Im Blogbeitrag dazu ging es um die Absage des Christkindlesmarktes, die zwar angesichts der Corona-Inzidenzen so absehbar war wie die Dunkelheit am Ende des Tages. Die aber trotzdem von der dafür zuständigen Stadtspitze nicht getroffen wurde. Dafür versteckten sich die  Verantwortlichen hinter der Staatsregierung: Jeder wusste, dass im Freistaat Weihnachtsmärkte verboten werden würden. Nur in Augsburg ließ man die Schausteller erst ihre Stände aufbauen und bestücken, um sie dann den Kram wieder wegräumen zu lassen. Natürlich publikumswirksam begleitet von Zeitungsfotos, die OB Eva Weber, Krokodilstränen vergießend, vor den leeren Budenstraßen zeigten. Man war versucht zu fragen, welchen Beruf die Oberbürgermeisterin denn gerade schwänze...

 

Dezember

Dieter Statt wichtige Fragen – für die Stadtgesellschaft ebenso wie für die betroffenen Schausteller – schnell und eindeutig zu entscheiden (siehe Christkindlesmarkt im November), übte sich die Rathausmehrheit im Dezember im Gender-Gaga: In Zukunft soll es in städtischen Gebäuden nur noch genderneutrale Toiletten geben, beantragten Grüne und CSU gemeinsam. Was umgehend zu deutlichem Gegrummel bei den „Schwarzen“ führte. Dort wurde – ja, zugegeben, auch aus durchsichtigen Motiven – sogar über eine Parteispaltung nachgedacht. Das kennt man aus früheren Jahren – und fürchtet es, weil es die CSU jahrelang auf der Verliererstraße verhungern ließ. Trotzdem führte das Gegrummel nicht zu Konsequenzen. Im Gegenteil: Der Eindruck, die Grünen führten den „großen“ Partner in der Stadtspitze am Nasenring durch die Politik-Arena, verfestigte sich eher...

Enzo Ja, wuff, da mag ich nicht mitbellen. Für mich war der Dezember der Monat der Weihnachtsfreude. Ich hatte mir zwar gewünscht, Herrchen und Frauchen würden auch mir so ein festlich geschmücktes Klo in die Wohnung stellen. Aber mit meinem Weihnachtsgeschenk, einem neuen warmen Mäntelchen für kalte Wintertage, bin ich auch zufrieden. Hunde sind halt doch einfacher zu.handeln als Menschen, wuff.

 

...und wie weiter?

Dieter Man sollte in der Politik Vorhersagen meiden. Zu groß ist die Gefahr, so daneben zu liegen, dass man für die Zukunft bei seinen Lesern Glaubwürdigkeit und Relevanz verliert. Dennoch wage ich ich eine Prognose: Die derzeitige Stadtregierung aus CSU und Grünen wird eine Episode in der über 2000-jährigen Geschichte Augsburgs bleiben. Das bayernweit beachtete Modell einer schwarz-grünen Koalition wird in der Rathaus-Wagenburg vaporisiert werden – mangels echter Auseinandersetzung mit kritischen Stimmen und mangels Einsicht, dass sich Veränderungen nicht mit der Brechstange und nicht gegen den Willen der Wähler durchsetzen lassen. Bisher grummelt es nur im Wahlvolk, das OB Eva Weber und ihre grüne Stellvertreterin an die Stadtspitze katapultierte. Doch in der Wahlkabine wird sich der Unmut manifestieren – vielleicht sogar in einer Rückkehr der fast schon abgeschriebenen Sozialdemokraten an die Schaltstellen der Macht.

Enzo Wie es weitergeht? Tja, täglich zwei Mahlzeiten, zweimal Gassi und das, was Herrchen nur an mich verteilt: Streicheleinheiten, wuff!

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