Die neue Planwirtschaft

Eiszeit in Sachen Bürgernähe: Zehntausende Augsburger sollen zum Anschluss an die Fernwärmeversorgung gezwungen werden. (Foto: Marc Olson)
Eiszeit in Sachen Bürgernähe: Zehntausende Augsburger sollen zum Anschluss an die Fernwärmeversorgung gezwungen werden. (Foto: Marc Olson)

Augsburger Klima-Gaga

Und ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode: Die Nachricht, dass in Augsburg in den nächsten Jahren 80 Millionen investiert, dafür aber Millionenwerte vernichtet, Hausbesitzer enteignungsgleichen Eingriffen unterworfen und ganze Stadtviertel umgegraben werden sollen, kommt heute in meiner Lieblingszeitung harmlos-positiv daher: „Stadtwerke wollen Fernwärmenetz ausbauen“, heißt es da in der Schlagzeile auf der Aufmacherseite des Lokalteils. 

In der etwas unauffälligeren Unterzeile wird dann des Pudels Kern benannt: Es soll „mit einem Rückbau des Gasnetzes“ begonnen werden. Außerdem verspricht das dämliche Cliffhanger-Anhängsel der Überschrift weiteren Erkenntnisgewinn: „Was das für Hauseigentümer bedeutet.“ Ja, was bedeutet es denn? 

Der Artikel, in dem eine seit vergangenem Jahr virulente, aber medial grandios verschlafene Entwicklung endlich aufgegriffen wird, gibt wenigstens ein paar laue Antworten auf drängende Fragen. Die wichtigsten Punkte sind nachstehend kurz zusammengefasst:

Anlass. Eine Stadt, die seit nun fast zwei Jahren nicht in der Lage ist, ein Sperrmülllager namens „Klimacamp“ zu beenden und sich statt dessen von sogenannten „Aktivisten“ am Nasenring durch die politische Arena führen lässt, hat praktisch im Handstreich eine Revolution gegen die eigenen Bürger beschlossen – um ominöse „Co2-Klimaziele“ einzuhalten. 

Planung. Das Fernwärmenetz, das sich bisher im Wesentlichen auf die Kernstadt, das Univiertel und die ehemaligen amerikanischen Wohngebiete erstreckt, soll auf grob ein Viertel des gesamten Stadtgebietes ausgeweitet werden. Das könnte man nun als umwelttechnisch sinnvoll ansehen, wäre damit nicht der Plan verknüpft, in den Fernwärmegebieten die Gasversorgung „zurückzubauen“. Was heißt: Den Bürgern wird diktiert, wie sie ihre Häuser zu heizen haben. Mit Fernwärme. Und wer das nicht will, könne ja eine Pellet-Heizung planen. Oder in der Kälte sitzen? Das ist mit konsequenter Planwirtschaft ja immerhin selbst der untergegangenen DDR gelungen.

Folgen. Den städtischen Straßenbauern wäre anzuraten, künftig die Straßen im Stadtgebiet mit einem Reißverschluss-System auszustatten. Schon jetzt gleichen die Fahrbahnen in vielen Stadtvierteln einem jedem Drittweltland würdigen Flickenteppich: Die Holperpisten wurden gerade erst zum Glasfaserausbau großräumig aufgerissen.  Gerade im Winter tun sich „dank“ Bauunterhalt auf Minimalniveau überall neue Schlaglöcher auf, was nicht nur die neuen Mobilitätsgottheiten („Radfahrende“) durchschüttelt. Aber für das Klima-Gaga sind 80 Millionen ja nicht zu viel.

Dazu kommt, dass die Fernwärmepläne praktisch auf einen Anschluss- und Benutzungszwang hinauslaufen. Als Alternative für Hauseigentümer kämen allenfalls Hackschnitzelheizungen in Betracht. Doch in welchem Reihenhaus, in welcher Wohnanlage gibt es hinreichend Platz für ein Pellet-Lager? Genau: so gut wie nirgends. Die Bürger werden also dazu gezwungen, ihre Wärme von einem Anbieter zu beziehen, der ein Monopol hat und dies über kurz oder lang auch ausnützen wird oder muss: Der planwirtschaftliche Klimawahn muss ja schließlich auch finanziert werden. Das sollte sich die Kartellbehörde  mal ganz genau anschauen!

Völlig außer Acht gelassen wird außerdem, dass die angestrebte Zwangsumrüstung funktionsfähiger, teilweise erst kürzlich modernisierten, privater Heizungsanlagen praktisch einen enteignungsgleichen Eingriff darstellen. Der zudem umweltpolitisch schwachsinnig ist: Wie viel vom Gottseibeiuns Co2, wie viel monetärer Wert steckt denn in den Anlagen, die dann auf den Müll geworfen werden sollen? Welche Schäden entstehen an Gebäuden, deren Mauern aufgebrochen werden müssen, um Gasleitungen herauszureißen und Fernwärmerohre zu installieren? Wie viele Einfahrten müssen aufgebrochen, wie viele Gärten umgepflügt werden, um neue Anschlüsse zu verlegen?

Auf all das haben die planenden Phantasten keine Antwort. Nur einen kleinen Trost, den man mit gutem Gewissen als zynisch bezeichnen darf: Eine Übergabestation für Fernwärme im Keller sei in der Anschaffung deutlich günstiger und im Betrieb  wartungsärmer als eine Heizung mit Brenner und Kessel. Na dann geht‘s doch fröhlich voran in der Klimadiktatur!

Aussichten. Wie geht es nun weiter? Wie meistens, wenn weitreichende Entscheidungen zunächst unbemerkt getroffen werden, setzt die Empörung der Betroffenen erst dann mit Wucht ein, wenn es zu spät ist und Maßnahmen, seien sie auch noch so irre, umgesetzt werden. Dies darf hier nicht passieren. Dem Augsburger Klima-Gaga müssen die betroffenen Bürger Grenzen setzen – durch Klagen und Protest, der auch öffentlich wahrgenommen wird – vielleicht sogar in meiner Lieblingszeitung. 

Also alle mal aufgewacht! Wer nämlich in der Demokratie schläft, wacht in der (Klima-)Diktatur auf.

Fortsetzung folgt.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Karlheinz Kretschmer (Mittwoch, 02 Februar 2022 19:17)

    Lieber Dieter, wieder mal trefend formuliert.

    Eigentlich hätte dieses Vorhaben mit der betroffenen Einwohnerschaft vorher diskutiert werden müssen. Alamierend ist der Vorgang der Bevormundung schon. Was mit Corona-Spaziergängen begann könnte bald mit Anti-Fernwärme-Märschen enden. Ich sehe da viel Arbeit für die Deine Lieblingszeitung, den Bürger auf dem Stand der Dinge zu bringen.