Ausschreitungen in der Maxstraße

Da war es noch friedlich: Nach 23 Uhr entstand das Foto in der Maxstraße. Danach kippte die Stimmung, es kam zu Ausschreitungen. (Foto: Iris Steiner)
Da war es noch friedlich: Nach 23 Uhr entstand das Foto in der Maxstraße. Danach kippte die Stimmung, es kam zu Ausschreitungen. (Foto: Iris Steiner)

Randale im rechtsfreien Raum

Da reibt sich der Beobachter verwundert die Augen: Während die Besucher der Freilichtbühne aus einer wegen der Coronaregeln halbleeren Spielstätte nach Hause gehen, geht in der Maximilianstraße die Post ab: Dort feierten laut Augsburger Allgemeine nach Angaben der Polizei in der Nacht zum heutigen Sonntag rund 1400 ihre wiedergewonnene Ausgehfreiheit – und vermutlich auch den Sieg der Fußballnationalmannschaft über Portugal. Die Party endete in einer veritablen Straßenschlacht mit Verletzten und Festnahmen.

Man mag sich darüber wundern, dass einerseits schon seit Monaten jegliches kulturelle Leben in der Stadt im Corona-Regelwahn erstickt wird, andererseits aber 1400 Leute dicht gedrängt, ohne ersichtliche Schutzmaßnahmen und ohne von Ordnungskräften behelligt zu werden Party feiern können. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass der Vorsitzende der tonangebenden CSU-Fraktion im Stadtrat sein Geld mit Maxstraßen-Gastro verdient. Ist halt so, und die Grünen in der Rathauskoalition konnten mit einer zeitweisen Sperrung der Prachtstraße für den Autoverkehr ruhiggestellt werden: Ist doch klar, dass die Feinstaubbelastung durch Burnouts von Autoposern nicht geduldet werden kann. Außerdem: Man muss doch Verständnis für die jungen, kontaktausgehungerten „Feierbiester" haben. In den Diskussionen in den sozialen Medien ergriffen etliche Jugendversteher gleich mitleidstriefend das Wort. Man müsse das doch verstehen...

Nein. Muss man nicht. In der Maxstraße ist über die Jahre – und die Anfänge liegen schon weit vor Corona zurück – ein rechtsfreies Biotop für Komabesäufnisse und Gewaltszenen entstanden, und niemand wehrte den Anfängen. Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) scheint etwas Angst vor der eigenen Courage bekommen zu haben, als sie (nach einer leichten Verschärfung der Regeln für das Nachtleben) twitterte: „Ich sehe schon die Kommentare vor mir: ,Die Stadt ist Spielverderberin.' Nö. Aber Übergriffe auf Polizei/Ordnungsdienst gehen nicht. Wenn die Maßnahme nicht fruchtet, werden wir weiter verschärfen müssen. Maxstrasse ist friedliche Feiermeile für alle."  Das ist sie nun definitiv nicht mehr. In der Nacht zum Sonntag müssen sich, glaubt man Augenzeugenberichten, in der Besäufnismeile bürgerkriegsähnliche Szenen abgespielt haben. 

So etwas darf sich nicht wiederholen! Jeder Bürger kann von „seiner“ Stadtverwaltung erwarten, dass sie Regeln erlässt und durchsetzt, die es ermöglichen, sich unbesorgt und gefahrlos in der City aufzuhalten.

Ein erster Schritt dahin wäre ein Alkohol-Verkaufsverbot (Hamburg schafft es ja auch) außerhalb der gesetzlichen. Ladenschlusszeiten, ein zweiter das Vorverlegen der Sperrstunde auf 1 Uhr während der Woche bzw. 3 Uhr am Freitag und Samstag. Die Zahl der alkoholumnebelt begangenen Straftaten würde drastisch zurückgehen.

Als weitere Faktoren, um die Augsburger City wieder sicher zu machen, sind Polizei und Justiz gefragt: Die Polizei (obwohl sie jetzt schon durch die Absicherung von Brot und Spielen über Gebühr belastet ist) durch eine massive und ständige Präsenz in der Besäufniszone. Und die Justiz durch schnelle und konsequente Aburteilung alkoholbenebelter Feierrowdys. Wer sagt denn, dass immer nur Bagatelldelikte lasch geahndet werden müssen? Kann man nicht auch einmal Beteiligte an Vorkommnissen wie denen vom Sonntag nach dem § 125 StGB (Landfriedensbruch) anklagen? Immerhin drohen hier Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.

Die politisch Handelnden sollten sich vor Augen halten, dass die Mehrheit der Augsburger, die alle Einschränkungen durch die Pandemie mehr oder minder klaglos und verständnisvoll ertragen haben, weitere Ausschreitungen nicht hinnehmen werden. Die Quittung gibt es dann mit dem Stimmzettel bei der nächsten Kommunalwahl. Es reicht.

 

Fortsetzung folgt.

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