Verwaltungsumbau

KuSpo - das Schreckgespenst der Lobbyisten. (Foto: dplusc Agentur für Marken und Medien)
KuSpo - das Schreckgespenst der Lobbyisten. (Foto: dplusc Agentur für Marken und Medien)

Kommt wieder runter, Leute!

Das Thema beherrscht seit Tagen die Leserbriefspalten in diversen Ressorts meiner Lieblingszeitung: Die von Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) geplante Bildung eines gemeinsamen Referats für Kultur und Sport. Egal ob Turnfunktionär oder Philharmoniker, Maler oder bildender Künstler -- von allen kommt ein kollektives „Bäh!". Die kulturelle Pseudo-Oberschicht mag mag nicht mit den Fußball-Prolls in einen Topf geworfen werden, und die Fitness-Funktionäre fürchten, in den intellektuellen Kunstmühlen untergebuttert zu werden. Grundaussage beiderseits: Wir sind wichtig!

Das ist zwar einerseits richtig, andererseits hat der Schwabe aber ein treffende Bezeichnung für derlei Interessenpersonal: Wichtigtuer. Und die toben sich gerade öffentlich aus, erinnern an die (durchaus nicht erinnerungswerten) Zeiten des KuSpo-Experiments eines Bürgermeisters Peter Grab, positionieren sich für oder gegen das politische Personal, das je nach Entscheidung Ämter und Würden behält oder verlieren wird. Eine vollkommene Verkennung der Realitäten in einer Stadt wie Augsburg, in der auch die politische Klasse Sport und Kultur schätzen -- mit den jeweiligen persönlichen Präferenten natürlich.

„Kommt wieder runter, Leute!", möchte man den Kombattanten im Meinungsstreit zurufen. Ein Kulturreferent macht nun mal keine Kultur, so wie ein Sportreferent nicht in der Bundesliga kickt. Kultur wird von den Kulturschaffenden gemacht. Sport machen die Bürgerinnen und Bürger, die Rahmen dafür geben die Vereine.

Das Sport- und Kulturrefereat hingegen ist eine Verwaltungseinheit, die koordiniert, der Sport- und Kulturreferent ist der Chef dieser Stelle. Ihm steht für jeden Bereich je ein (in beiden Fällen gut aufgestelltes) Amt zu Diensten. Und die werden weiterarbeiten, egal, wer „oben" im Referat den Hut auf hat. Nicht umsonst ist von einem früheren Amtsleiter einer dieser Behörden der (überhebliche, aber dennoch zutreffende) Spruch überliefert, es sei ihm „wurscht, wer unter mir Referent ist". 

Wenn man diese Verhältnisse kennt (und das darf den Lamentierern getrost mal unterstellt werden), wieso kommt dann der Aufschrei? Warum diese Zeilenflut in Pressemitteilungen und Leserbriefen?

Für den Sport ist das schwer zu sagen. Natürlich ist absehbar, dass nach Corona das Geld knapp werden wird bei der Stadt. Und klar ist auch, dass hohe Mittel auf Jahre durch die Theatersanierung gebunden sein werden. Aber viel öffentliches Geld ist vor Jahren auch bei der Erschließung der WWK-Arena in Richtung Sport geflossen. Die Kultur musste trotzdem nicht übermäßig darben.

Eine mögliche Antwort auf die Motivationsfrage gibt es zumindest im Kulturbereich. Dort wäre mit einer Zusammenlegung der Fachbereiche unter einem Dach die Position des bisherigen Kulturreferenten Thomas Weitzel gefährdet. Würde er seinen Referentenjob aufgeben müssen, hätte er allerdings ein Rückkehrrecht in seine frühere Position als Kulturamtsleiter bei der Stadt Augsburg. Und da hätte er direkte Möglichkeiten, Wohltaten zu verteilen. Dem gewieften Lobbyisten kann es da sicherlich nicht schaden, mit Belegen eines Pro-Weitzel-Engagements im Amt aufzuschlagen und das alte Spielchen „Ich habe was für Dich getan, tu jetzt Du was für mich" zu spielen.

Zu weit hergeholt? Liebe Zweifler, glaubt mir: So funktioniert Kommunalpolitik! Leider. 

 

Fortsetzung folgt.

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