Wahlplakate

Archivfoto von der Kommunalwahl 2014 in Augsburg. (Foto: Ulrich Wagner)
Archivfoto von der Kommunalwahl 2014 in Augsburg. (Foto: Ulrich Wagner)

Jetzt grinsen sie wieder…

Am 14. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt — und schon jetzt tauchen die ersten Wahlplakate an den Straßenrändern auf. Naja, das gehört wohl zum demokratischen „Spiel“, und man muss sich wohl damit abfinden, von Stund‘ an allüberall von schwarzen, grünen, roten, gelben, blauen und sonstwiefarbigen Kandidaten werbend angelächelt zu werden. Und man kann sich daran gewöhnen, dass (allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz) die Plakatflut auch an Stellen aufbrandet, wo die A0-Poster den Blick aufs Verkehrsgeschehen verstellen. Und man kann sich fragen, warum schon jetzt in der Ferienzeit mit dem Plakatieren begonnen wird — zu einem Zeitpunkt also, an dem viele noch im Urlaub sind und abschalten. Auch von der Wahlkampfroutine.
Zwei Dinge fallen schon jetzt auf. Zum einen: Der sogenannte „Wahlkampf“ verlagert sich zunehmend in die sozialen Netzwerke. Wobei irgendwie symptomatisch scheint, dass es dabei mehr um Aktionismus geht als um politische Inhalte. Kandidatin A teilt ab- und redundant mit, dass sie nächtens Plakate geklebt hat. Toll: Sie kann mit Leim und Pinsel umgehen! Kandidat B verkündet, bei welchen Stadtteilfestchen und Seniorenclubs er Gastauftritte zu Blasmusik hatte. Kandidat C schreibt seinen Namen aufs Plakat. Aha-Erlebnis: Den gibt’s also auch. Ja, das alles qualifiziert sie, über unser Land zu entscheiden! Oder doch nicht?
Auf jeden Fall quillt meine Facebook-Timeline derzeit über mit Nicht-Nachrichten politischer PR-Amateure. Ich ziehe daraus meine Konsequenzen und nütze eine neue Facebookfunktion: Wer mich mit politischen „Adabei“-Posts zumüllt, den schalte ich bis auf weiteres auf Snooze und bleibe somit von weiterem Geblubber verschont. Danke, Facebook!
Was noch auffällt: Auch die Wahlplakate etablierter Parteien streben im Jahr 2018 himmelwärts. Was früher nur Kandidaten ideologischer     Reliktparteien machten — ihre Plakate außer Sprüh- und Schmierweite weit oben an Laternenmasten anzubringen — kommt nun auch bei den „Klassikern“ in Mode. Das freut den Autofahrer Dieter, weil sein Blick an Kreuzungen und Einmündungen nicht mehr so verstellt wird. Enzo hingegen findet es schade, weil die Zahl der zu markierenden Objekte an seiner Gassistrecke dadurch gemindert wird. Ich habe es ihm aber  erklärt. Anpinkeln darf nur, wer auch zur Wahl geht. Und das darf Enzo ja nicht.
Fortsetzung folgt.

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