Veränderungen

Bügeln im Wohnzimmer. Das war einmal.
Bügeln im Wohnzimmer. Das war einmal.

Der vierbeinige Innenarchitekt

Nachdem Herrchen hinreichend Zeit hatte, vom Krankenlager aus seine Umgebung zu betrachten, haben sich einige neue Erkenntnisse verfestigt. Die wichtigste ist: Die Wohnung gehört nicht mehr uns Menschen. Sondern Enzo. Und zwar ganz. Und er gestaltet sie nach seinen Bedürfnissen — beziehungsweise: Er lässt gestalten.
Das beginnt bereits im Wohnzimmer. Früher stellte dort Frauchen gerne mal das Bügelbrett vor der Glotze auf und ließ sich bei der zugegebenermaßen drögen Tätigkeit des Hemden-Hosen-Pullis-Blusen-Bügelns von noch drögeren Nachmittags-Soaps (alternativ: Musikvideos) berieseln. Enzo findet das nicht so gut und versteht einen herabhängenden Ärmel als Aufforderung zu seiner Version von Tauziehen (siehe Foto). Nur ist Hundesabber an frischer Wäsche — nun ja — suboptimal. Gebügelt wird also jetzt unter Ausschluss des Hundes im Arbeitszimmer.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Sofa. In einem Augenblick der Schwäche hat Herrchen den Hund auf die Couch geholt. Ist ja auch schön, den Hausgenossen zu Tagesschau und Tatort zu kraulen und zu herzen. Wenn es nur das wäre. Doch Enzo hat beschlossen, dass im Tarifvertrag für Haushunde ein absolutes, jederzeit reklamierbares Bleiberecht auf dem Sofa festgeschrieben ist. Und das nimmt er wahr. Was dazu führt, dass Herrchen sich in Demutshaltung dem Sofa nähert, den Hund um Aufenthaltsgenehmigung bittet und sich dann, zur Brezel verschlungen, irgendwie auf den Polstern arrangiert.
Von dort aus kann er beobachten, wie Herr Hund mit Zähnen und Klauen alles in Arbeit nimmt, was innerhalb seiner Reichweite ist. Ermahnungen führen nur innerhalb der Welpen-Aufmerksamkeitsspanne (also etwa 17 Millisekunden) zu Ergebnissen. Um also nicht ständig auf  den Hund einzubrabbeln (siehe Kapitel „Hindemith“)  und um Stimme und Nerven zu schonen, wandern die Objekte des canilen ADHS-Syndroms einfach eine Etage höher. Manchmal hat sogar noch der Menschen-Teller auf dem Esstisch Platz zwischen Leckerli-Tüte und hundegerechten Feuchttüchern.
Veränderungen auch in der Küche. Am Einbauschrank prangten früher die Menükarten vom letzten Essen mit guten Freunden. Sie sind durch Enzos Ernährungsplan ersetzt worden. Ist nicht ganz so appetitanregend wie vorher...
Immerhin eine Wendung  zum Besseren hat Enzo erreicht: Zeitungen und Zeitschriften werden jetzt sofort gelesen und dann entsorgt. Denn das Papier, das früher im Zeitungsständer landete, nützte Enzo als Rohmaterial für die industrielle Fertigung von Konfetti. Nur ist der Fasching jetzt ja vorbei. Und E-Paper sind eine tolle Sache. E-Books übrigens auch, denn Enzo beweist seit Neuestem literarisches Interesse. Am Bücherregal. Fortsetzung folgt.

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Kommentare: 3
  • #1

    Sauvageon (Mittwoch, 14 Februar 2018 13:40)

    Du musst gar nicht so wehleidig tun. Das geht allen Hundehaltern so. In meiner Hochzeit hatte ich 3 Altdeutsche Hütehunde plus 3 Katzen. Und es war selbstverständlich, dass beim Essen, Spielen und Schlafen meine Bedürfnisse ganz hinten anstanden. Also nur Mut, Flaco. Wird schon - mit Deinem Verständnis.

  • #2

    Livia (Mittwoch, 14 Februar 2018 17:24)

    Köstlich köstlich...

    ich hatte mit der Katze ähnliche Erlebnisse: wir saßen zu dritt oder viert oder fünft auf der kleine Couch und sie - die Königin- auf der großen Couch in den Kuscheldecken eingewickelt...

  • #3

    Paola (Freitag, 16 Februar 2018 20:28)

    Er wird Mal auch groß werden. Und mit dem soooo brav.�