Kinderkram

Man kann es drehen und wenden, wie mal will: Die Politik folgt immer auffallend oft infantilen  Verhaltensmustern. (Foto: Ben Wicks, unsplash.com)
Man kann es drehen und wenden, wie mal will: Die Politik folgt immer auffallend oft infantilen Verhaltensmustern. (Foto: Ben Wicks, unsplash.com)

Doppel-Wumms und Doppel-Bäh

Im Zweifelsfall einfach mal in der Bibel nachlesen: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was Kind an mir war“, heißt es in den Korinther-Briefen (1  Kor  13,11). 

Allein der Blick in die Statistik der Kirchenaustritte zeigt jedoch, dass biblische Verhaltens- und Handlungsmuster nicht mehr so ganz auf der Höhe des Zeitgeistes liegen.

Das hat sich, wie es scheint, auch als Erkenntnis in der Politik durchgesetzt. Allen voran marschiert der große Philosoph Olaf Scholz, seines Zeichens Bundeskanzler von grün-gelben Gnaden, der den neuen Charme der Infantilität für sich entdeckt hat: Mit einem „Doppel-Wumms“ will er die Folgen der Energiekrise fürs kostensteigerungscujonierte Volk abmildern. 

Da hat der Kanzler ja einen schönen Schlag („Wumms“) gelandet. Bei dem Wort „Wumms" handelt es sich um ein sogenanntes „onomatopoetisches" oder auch „lautmalerisches" Wort. Scholz ist hier Wiederholungstäter: Das Wort Wumms betrat die politische Bühne nämlich schon im Juni 2020 in einer Pressekonferenz der Bundesregierung zur Corona-Krise.  Scholz, da noch Finanzminister, kündigte  ein umfassendes Hilfspaket zur Linderung der Corona-Krise an und begann seine Ausführungen mit den Worten: „Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen.“ 

Eine weitere Betrachtung der „causa Wumms“ führt uns zu der Erkenntnis, dass – zumindest für den Kanzler – die Energiekrise schlimmer ist als Corona. Weswegen sie doppelter Anstrengungen wert ist. Da kriegt der Wumms dann einen Zwilling.  

Doch: Braucht es den überhaupt? Hätte man den Geldsegen, den Scholz da über die Bundesbürger auskippt, nicht ganz herkömmlich „Energiehilfe“ oder „Unterstützungspaket“ betiteln können? Nein! Um dem Stimmvolk zu verdeutlichen, was für ein Dynamiker sich da für sein Wohlergehen aufarbeitet, musste es schon etwas Drastisches sein, das halt auch der dümmste Wahlzettelbekreuzer kapiert. Da greift man dann halt in die infantile Spielzeugkiste...

Das passt in den allgemeinen Stil dieser Ampelkoalition. SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht behauptete im Bundestag, der Flugabwehrpanzer Gepard sei kein Panzer. „Natürlich ist es beides schwer, hat beides große Rohre. Aber es ist eben kein Panzer.“ Hätte noch gefehlt, dass sie den Bundestag in jener denkwürdigen Fragestunde mit dem Begriff „Schießauto“ konfrontiert hätte.

Infantil geht es auch in den gelben Zonen der Regierungsbank zu. Finanzminister Christian Lindner soll schon bei heftigem Aufstampfen in Kabinettssitzungen ertappt worden sein. Die Wertung „bäh!“ für rot-grünes Störfeuer in Sachen Schuldenbremse passt dazu ebenso wie das „Doppel-bäh“ zu der Absicht „im Zuge der grünen Transformation“ die Soziale Marktwirtschaft  „in eine Zentralverwaltungswirtschaft“ zu transformieren.

Ganz anders gehen die Grünen das „Projekt Infantilisierung“ an. Sie haben es zum Programm gemacht – mit der Forderung, schon Zweijährigen das Wahlrecht einzuräumen. Für die Grünen-Abgeordnete Emilia Fester „sollte jeder wählen dürfen, der wählen will.“  Mit diesem Vorschlag sorgte das jüngste Bundestagsmitglied im Juli für Aufruhr. Sie halte den Generationenvertrag für gescheitert. Und sie nehme wahr, dass junge Leute in der Politik unterrepräsentiert seien. „Das Wahlrecht ab 18 ist da nicht gerade hilfreich“, mahnte die Grünen-Politikerin. In den sozialen Medien wurde Fester für ihr politisches Hirngespinst  heftig kritisiert. Was ihr aber nicht schadete: #emiliafester trendete auf Twitter, sie selbst stilisierte sich zum Opfer von Hass und Hetze. Und bekam dabei Rückendeckung von Ricarda Lang, der 28-jährigen Parteivorsitzenden der Grünen, die bei dieser Gelegenheit gleich beklagte, Zielscheibe von „Rechten“ wegen ihres Mehrgewichts zu sein.

Wer nun vermutet, die Kritik der Infantilisierung treffe nur die Koalitionäre, muss nun ganz stark sein. Das können die Anderen auch. Von der AfD muss explizit nicht die Rede sein, dort ist das Infantile Programm. Aber auch die „Schwarzen“ haben Anteil an der Verkindlichung  der Politik. Man gedenke nur des anlässlich der Merkel-Nachfolgediskussion eröffneten C-Partei-Sandkastens, in dem Klein-Friedrich Merz zornig mit dem Fuß aufstampfte, während er von Klein-Markus Söder mit Sandförmchen beschmissen wurde. Für Klein-Friedrich hat sich das Aufstampfen freilich gelohnt. Wahrscheinlich hatte er in der Bibel bei Matthäus 18:3 nachgelesen: „Wahrlich, ich sage eich: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“

Naja, für Merz hat's ja geklappt. Steht aber auch schon in der Bibel (Psalm 8:3): „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet.“

Fortsetzung folgt

Kommentar schreiben

Kommentare: 0