Kehraus

Faschings-Klassiker: In „Kehraus“ irrlichtert Gerhard Polt durch DIE WELT des organisierten Erbrechens. (Foto: BR)
Faschings-Klassiker: In „Kehraus“ irrlichtert Gerhard Polt durch DIE WELT des organisierten Erbrechens. (Foto: BR)

Vom Guten des Schlechten

Nicht erst seit Erscheinen des Buches von Paul Watzlawick weiß man: Jedes Schlechte hat auch sein Gutes. Wenn man über diese These im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nachdenkt, landet man fast automatisch bei einem Thema, mit dem der Augsburger seit jeher ambivalent umgeht: dem Fasching.

Mit der organisierten Fröhlichkeit, durch die traditionell der Rheinländer begeistert taumelt, hat der bayerische Schwabe ja so seine Schwierigkeiten. Das zeigen denkwürdige Vorfälle wie jener aus den 1960-er Jahren, bei dem ein aus ein paar dekorierten Trambahnwagen bestehender, mickriger Faschingszug von den humorbefreiten Datschiburgern mit Steinen beworfen wurde…

Andererseits: Legendär bleiben die Straßenpartys am Faschingsdienstag in der kurzen Maxstraße vor der „Funkstube Dr. Sohn“. Menschen, die man heute als DJs bezeichnen würde, spielten dort Platten (!) mit den neuesten Hits ab, und Tausende tanzten dazu. Doch mit dem Aufkommen der Rund-um-die-Uhr-Feierei in der historischen Pracht-Besäufnismeile hat sich auch das erledigt.

Nun, im zweiten Coronajahr, werden wieder alle Faschingsaktivitäten abgesagt – irgendwie auch so ein Fall von „Cancel culture“. 

So wird es also keinen „Kehraus“ geben, dem Gerhard Polt 1983 mit seinem gleichnamigen Film ein bösartig-satirisches Denkmal setzte. Die ganze „Komik“ des Faschings entlarvte Polt, indem er als Protagonist durch bizarre Besäufnisszenen des organisierten Erbrechens irrlichterte, in denen brave Bilanzbuchhalter für einen Tag zu Karnevalshits grölenden, promillebenebelten Busengrapschern mutieren.

Kann sein, dass es ein paar Leute gibt, die es im Zustand intellektueller Insolvenz vermissen, sich durch Aufsetzen eines lächerlichen Hütchens in Stimmungskanonen zu verwandeln. Zu denen gehöre ich nicht. Mit gefallen die Sponti-Sprüche der 1970/80-er besser. Die kann man auch immer gut abwandeln. Zum Beispiel so: Fasching verpiss dich – keiner vermisst dich!

Fortsetzung folgt.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lotta-Hund (Sonntag, 20 Februar 2022 14:24)

    Fasching kann mir auch gestohlen bleiben - bis auf den Aschermittwoch! Da gibts bei uns immer geräucherten Fisch und ich schaue Herrchen eine lecker Portion vom Teller weg.

    Grüße von Lotta