Erster Frühlingstag

Enzo und Frauchen genießen die Frühlingssonne vor der kleinen Kapelle nahe Lindach.
Enzo und Frauchen genießen die Frühlingssonne vor der kleinen Kapelle nahe Lindach.

Schöne Aussichten

So schön langsam hat Enzo die kurze Frenchie-Schnauze voll vom Winter. Ja, Schnee ist schon schön und Eis ist schon lustig — vor allem, wenn Herrchen so nette Purzelbäume schlägt. Aber das haben wirja schon erzählt... Am Sonntag hat nun der Frühling sein erstes richtiges Gastspiel gegeben. Mit Sonne, Temperaturen von mehr als 15 Grad, und das noch an einem Wochenende, an dem Frauchen nicht arbeiten musste. Am frühen Nachmittag wird Enzo ins Auto gepackt. Autofahren liebt ermittlerweile, weil er weiß, dass nach einer Fahrt immer ein neues Abenteuer auf ihn wartet. Außerdem muss er seit Kurzem nicht mehr in die Transportbox, sondern darf — vorschriftsmäßig angeschnallt —von der Rückbank aus die vorbeiziehende Landschaft betrachten. Das macht er gerne. Oder erpennt,was Herrchen und Frauchen im Hinblick auf den bevorstehenden ersten Hundeurlaub in der Steiermark auchganz beruhigend finden.
An diesem ersten Frühlingssonntag steuern wir ein Ziel an, das früher zu unserer Wochenendroutine gehörte: den Pferdehof Bär in Lindach. Dort genoss unser Pferd Wakasch seinen Lebensabend. Wunderschön mitten in der Natur des Naherholungsgebietes Westliche Wälder gelegen, ist der Bär-Stall ein Paradies für die Pferde, die entweder in einem traditionellen Offenstall oder einem supermodernen Aktivstall untergebracht werden können. In beiden Ställen werden sie von der Familie Bär — waschechten Pferdeleuten mit Herz und Verstand — betreut und versorgt.
Enzo stattet zunächst dem Offenstall einen Besuch ab. Respekt vor den Pferden hat er, aber keine Angst. Die „großen Kumpels“ kennt er ja schon vom Welpenkurs in Mergenthau. Er lässt sich von den Wallachen beschnüffeln und von Chefin Manuela ausreichend knuddeln. Da wir aber auch zum Spazierengehen gekommen sind, lässt er sich schließlich „überzeugen“, den etwa vier Kilometer langen Rundkurs an den beiden Ställen vorbei anzutreten.
Nicht nur für den Hund, auch für uns Menschen ist der Spaziergang durch die freie Natur etwas Besonderes: In der Stadt muss Enzo immer an der Leine bleiben. Ihn frei laufen zu lassen wäre angesichts von Autos hier und Radlrowdys da einfach zu riskant. In Lindach darf er rennen, wohin er will, und nur eine Schleppleine bleibt an seinem Geschirr: für den Fall, dass man den Hund mal schnell „einfangen“ muss, wenn bespielsweise ein Traktor kommt. Enzo honoriert die Freiheit durch Aktion. Er läuft brav mit seinen Menschen mit und trödelt oder bockt nicht, wie sonst bei Leinenspaziergängen.
„Halbzeit“ der Gassirunde ist beim Aktivstall der Bärs. Das Besondere daran ist, dass die Pferde dort einen Chip um den Hals tragen, auf dem registriert ist, was sie dürfen und was nicht. Der Chip sorgt dafür, dass die Futterautomaten in kleinen Mengen die Tagesration an Kraftfutter ausgeben. Der Chip öffnet die Tore zum Beispiel für den Weidegang oder den Ruhebereich. Die Pferde kapieren das System innerhalb von ein paar Tagen, und auch Enzo könnte der Futterfunktion durchaus Positives abgewinnen. Dass die Automaten das Futter nicht unbeschränkt unters Pferdevolk schmeißen, hat er noch nicht realisiert.
Außerdem sind wir ja nicht zum Fressen, sondern zum Gassigehen nach Lindach gefahren. Hund und Menschen erfreuen sich an der erwachenden Natur. Überall sieht man das Grün austreiben, die ersten Blümchen stehen am Wiesenrand, die Vögel zwitschern lauthals. Bei einer kleinen Kapelle am Waldrand legen wir einen weiteren Zwischenstopp ein und sitzen auf der Bank in der Sonne. Enzo beginnt zu dösen. Den Rest des Weges zurück zum Auto läuft er nicht mehr ganz so schnell. Und als er wieder angeschnallt auf der Rückbank sitzt, dauert es nicht lange, bis die Rückfahrt nach Hause mit sonorem Schnarchen unterlegt wird: Der Hund ist platt.
Trotzdem (oder gerade deswegen) sind sich Hund und Menschen diemal einig: Das machen wir wieder, der nächste Sommer kommt bestimmt. Und die Fortsetzung folgt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Felipe Sauvageon (Dienstag, 27 März 2018 00:45)

    Das kommt mir alles so bekannt vor. Wir hatten die ersten Jahre im Taunus genau so einen tollen Stall. Mein Fandango hatte so einen Chip (war auch nötig).